Turbulente Nacht
Während unserer Reise von Platz zu Platz fanden wir in der Nähe von Riga einen See mit einem Parkplatz. Es sind immer wieder ein paar Besucher da- ein paar Angler hier und ein paar Spaziergänger dort. Vom Ufer kann man über einen Steg auf eine Aussichtsplattform und Vögel zu beobachten. Am Abend schauen wir noch einen Film. Wir hören ein Auto mit lautstarker Musik. Ein paar Jugendlichen scheinen etwas zu feiern. Naja, es kann ja nicht an jedem Platz ruhig sein, denken wir uns. Kurze Zeit später wackelt die Gurke, die Jungs steigen an der Fahrertür hoch um in unser Auto zu schauen. Na toll. Das kann ja heiter werden. Bene leuchtet nach draußen. Etwas vom grellen Licht erschrocken und nicht mehr ganz nüchtern, entschuldigt sich der eine mit schlechtem zu verstehendem Englisch. Er sagt in 15 Minuten sind sie wieder weg, dann können wir weiterschlafen. Wir schauen sowieso noch ein Film- dann halt etwas lauter als üblich um noch etwas verstehen zu können und tatsächlich, nach einiger Zeit hört man die Auto Türen zuschlagen und das laute Auto verschwindet.
Wir schauen wieder auf normaler Lautstärke. Nach 5 Minuten klopft es an der Tür. Einer der Betrunkenen Jungs ist wieder da. Aufgeregt sagt er, sie brauchen Hilfe und irgendwas ist mit dem Auto.
Also gut, Bene geht sich die Sache mal anschauen. Nach kurzer Zeit kommt er wieder und erklärt mir die Lage. So wie es aussieht haben die Jungs versucht in die Kurve zu driften und sind dabei so weit gerutscht, dass sie mit dem Heck des Autos von dem Feldweg abgekommen und im Schlamm stecken geblieben sind. Jetzt kommen sie nicht mehr raus und brauchen Hilfe.
Ich räume ein paar Sachen zur Seite, Bene holt den Bergegurt heraus und startet den Motor. Wir fahren zu dem Auto das im Graben hängt und ziehen es aus diesem heraus.
Zum Dank bekommen wir eine Flaschen Wodka geschenkt und unsere Gurke wird zum Fotomodel, bei dem sogar der Hund auf der Motorhaube posieren darf.
Die Jungs und ihre Begleitungen fahren nach mehrmaligem Bedanken davon und wir können endlich den Film zu ende schauen, und in Ruhe Schlafen.
Was lange währt...
In Riga lassen wir es uns gut gehen, wir genießen zum Frühstück Sandwiches mit Pommes und zum Nachtisch Waffeln mit Eis und Obst. Wir erkunden die Stadt und gehen ein wenig einkaufen. In jeder Stadt in der wir bis jetzt waren, kommen wir irgendwann an einem Schlüsseldienst vorbei. Seit Beginn der Reise haben wir uns vorgenommen, unseren Schlüssel von unserem Koffer nachmachen zu lassen. Weder in Slowenien, Kroatien, Albanien noch in Marokko oder Portugal fanden wir einen Schlüsseldienst, der uns weiterhelfen konnte, wir wurden immer wieder weggeschickt. Diesmal standen wir vor der Tür mit dem Gedanken: „eigentlich können wir es auch lassen“. Mit einem „versuchen können wir es ja nochmal“ betreten wir dann aber doch den Laden. Der Verkäufer schaut sich den Schlüssel an und schüttelt den Kopf- so wie alle anderen bisher eben auch. Wir wollen schon umdrehen, da schrieb er uns eine Adresse auf und sagte wir sollen es mal dort versuchen- der Schlüssel müsse von Hand gearbeitet werden.
Immerhin nochmal eine Möglichkeit. Wir wollen sowieso in die Richtung, dann können wir das ja noch ein weiteres Mal versuchen.
Wir finden die Adresse, aber im ersten Moment wissen wir nicht so recht, wo dort der Eingang sein soll. Rechts von einer Hofeinfahrt geht es in ein Gebäude, die Tür ist offen, gehen in den Hausgang, der aussieht als befinden wir uns im Keller des Gebäudes. Hier geht eine Tür in eine kleine Hinterhofwerkstatt. Es ist ganz schön eng- aber nicht wenig los- vielleicht ja wirklich der Geheimtipp der Branche? Wir zeigen den Schlüssel. Unser gegenüber sagt irgendwas auf Lettisch, er verschwindet im nebenraum- man hört es in einer Schublade kruschteln. Er kommt wieder mit einem Rohling in der Hand. Leider zu kurz. Er verschwindet wieder. Es hört sich so an, wie wenn er mehrere Schubladen durchwühlen muss. Wieder kommt er zurück. Er misst aus- wieder es passt nicht. Er sagt irgendwas auf Lettisch und „two hours“ er legt den Schlüssel in eine kleine Dose und wiederholt „two hours“ Auf seine Visitenkarte schreibt er die Zahl zwei und gibt sie uns. Okay, dann sehen wir in 2 Stunden weiter.
Wir gehen was essen und genießen die Sonne im Park. Bene geht nach 2 Stunden nach dem Schlüssel schauen, ich mache mich auf die Suche nach Postkarten und beginne diese zu schreiben. Bene kommt nach einiger Zeit wieder und tatsächlich, haben wir nun endlich einen zweiten Schlüssel für unseren Koffer.
Mit diesem Erfolgserlebnis und einer vollen Einkaufstasche machen wir uns auf dem Rückweg zu unserer Gurke.
Bilderbuchplätze und enge Zufahrten
Nach Riga hangeln wir uns weiter von einem schönen Platz zum anderen. Die Temperaturen steigen und wir können endlich wieder viel draußen sein, draußen kochen, Lagerfeuer machen, in der Sonne liegen usw. Wir machen einen Abstecher zum Gauja Nationalpark. Beim ersten Versuch einen Stellplatz für die Nacht zu finden haben wir uns ziemlich im Wald verfranzt, der Weg wurde leider immer enger und enger und wir hatten irgendwann keine Chance mehr durchzukommen. Da es keine Möglichkeit zum Wenden gab, hieß es das wir die ganze Strecke bis zur nächsten Kreuzung rückwärtsfahren mussten. Schließlich fanden wir einen neuen Stellplatz ganz in der Nähe eines schönen Strands am Fluss Gauja. Von dort können wir die Eisbobbahn sehen, die man wohl im Winter wie im Sommer herunter fahren kann. Eine krasse Vorstellung.
Weiter geht es nach Estland, hier gibt es viele tolle Plätze, die von der Forstbehörde hergerichtet ist. So gibt es hier einen großen Bereich mit vielen Grillstellen, Lagerfeuerplätzen, Toilettenhäuschen, Schutzhütten und Feuerholz (oftmals leider noch nicht wieder aufgefüllt)
Bei der Zufahrt zu einer solchen Stelle war es immer wieder ganz schön eng und zwischen zwei Bäumen war kaum mehr Platz für unser großes Auto. Wir befürchteten schon, erneut eine lange Strecke rückwärts fahren zu müssen. Nach mehrmaligen rangieren haben wir es dann doch noch zwischendurch geschafft, es war Millimeterarbeit.
Die nächsten Tage suchen wir uns wieder Stellplätze mit besserer Zufahrt, besuchen die Insel Saaremaa und machen noch einen Abstecher zum Lahemaa Nationalpark um über das Hochmoor zu wandern.
Schließlich sind wir in Tallinn angekommen und wollen mit der Fähre in Richtung Helsinki aufbrechen. Das Baltikum hat uns überrascht, mit der Schönheit, der vielen Natur und den vielen Stellplätzen, bei denen man sich sehr Willkommen fühlt.